Der TSC Mainz richtet von Freitag bis Sonntag zum zweiten Mal die „Mainz Open“ aus – und die Titelverteidigerin ist jetzt doch dabei. In der Damenkonkurrenz sind mindestens sechs deutsche Top-100-Spielerinnen dabei.

Mainz. Bevor Hans Beth am Sonntag zum Abschluss der Mainz Open den Siegerpokal überreicht, wird er wohl den Deckel abnehmen. Nur zur Sicherheit. Man kann ja nie wissen, ob sich nicht irgendwelche Fremdkörper hineinverirrt haben, so wie im vorigen Jahr bei der Premiere des vom TSC Mainz ausgerichteten Tennisturniers, als ein paar Scherzbolde um Cheftrainer Babak Momeni „Versteckte Kamera“ gespielt und den Pott liebevoll mit Backsteinen gefüllt hatten.

20 Kilo habe das Ganze gewogen, sagt Beth und sieht dabei aus, als habe er sich bei der Siegerehrung einen Bandscheibenvorfall zugezogen, der heute noch nachwirkt. Von einer Wiederholungstat ist zwar nicht auszugehen, theoretisch möglich wäre sie aber. Denn der Pokal, der diesmal bereitstehen wird, ist derselbe wie im vorigen Jahr – Livia Kraus, die Gewinnerin der ersten Mainz-Open-Auflage, hat die Trophäe als Wanderpokal gestiftet.

College erteilt Sondergenehmigung

Allerdings wird die im Mai mit den TSC-Frauen in die Zweite Bundesliga aufgestiegene Kraus alles daransetzen, den Cup erneut überreicht zu bekommen. Quasi als Abschiedsgeschenk, bevor sie sich auf den Weg zum Studium in die USA macht. „Dass Livia mitspielt, ist nicht selbstverständlich“, sagt TSC-Vizepräsident Urs Kern. Eigentlich hätte

Kraus bereits am Sonntag fliegen müssen, doch die Familie habe bei ihrem College die Genehmigung erwirkt, einen Tag später eintreffen zu dürfen.

Eine erfolgreiche Titelverteidigung hält TSC-Cheftrainer Babak Momeni allerdings für ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen, schließlich firmieren die Mainz Open in diesem Jahr nicht mehr als U21-, sondern als Aktiventurnier der Kategorie A4 mit einem Preisgeld von insgesamt 6000 Euro, von denen je 1500 an die Sieger der Damen- und der Herrenkonkurrenz gehen. Und das ist ein durchaus verlockendes Angebot, wie nicht nur Jan Hanelt, der Präsident des Tennisverbands Rheinhessen weiß: „Selbst bei internationalen Weltranglistenturnieren, die mit 15.000 Dollar dotiert sind, erhält der Sieger nur 1700 Dollar.“

Momeni hofft auf zwei Halbfinalistinnen

Von den 24 Frauen, die bis Dienstagmittag gemeldet hatten, gehören 18 der Leistungsklasse 1 an, sechs stehen in der deutschen Rangliste unter den ersten 100, zwei unter den Top 50: Livia Kraus (DTB-43) und die Aachenerin Lea Gasparovic, die noch zwei Plätze vor der Mainzerin liegt. Hinter diesem Duo folgen die Ludwigshafenerin Natalia Siedliska (56), Anica Stabel, vor einem Jahr im Halbfinale an Kraus gescheitert und inzwischen von 99 auf 63 geklettert, sowie Sinja Kraus (DTB-71).

„Das ist ein Feld, wie man es sonst bei A3- oder A2-Turnieren findet“, sagt Hanelt. Babak Momeni wäre deshalb schon erfreut, „wenn Livia und Sinja das Halbfinale erreichen würden“. Als weitere Mainzerinnen werden Charlotte Jacob und Annalisa Schänzle (beide TSC) am Freitag zur ersten Runde antreten, auch Vorjahres-Rheinhessenmeisterin Melanie Großeastroth wird am Ebersheimer Weg aufschlagen, in diesem Fall aber nicht für den universitären TC Mainz, sondern für ihren Heimatverein FC Stukenbrock. Und je nachdem, wie viele Meldungen bis Meldeschluss noch eingehen, haben die Veranstalter auch noch einige Wildcards „für Leute aus der Region“ in petto, wie Momeni sagt.

Mit Hippchen, Lipp und Bach

Die Herrenkonkurrenz ist auf den ersten Blick bislang nicht ganz so üppig bestückt, „aber die Qualität ist hoch“, versichert Momeni. Mindestens 14 LK-1-Akteure werden dabei sein, als Nummer eins der Setzliste geht Nils Brinkmann (Leingarten, DTB-83) ins Turnier. „Ein spektakulärer Spieler und ein emotionaler Typ“, kündigt Jan Hanelt den langjährigen Zweitligaakteur an.

Die heimischen Spieler werden unter normalen Umständen keine Chancen haben, mehr als eine Runde zu überstehen. Nico Rizzi und Martin Olszowy sind verletzt, Joel Rizzi (alles TSC) ist im Urlaub, und von den Regionalligacracks des TSV Schott um den ungeschlagen durch die Saison marschierten Constantin Schmitz hat keiner gemeldet. Auf der Teilnehmerliste stehen Henri Bach, Mats Hippchen und Mika Lipp. Letzterer gilt zwar als eines der größten Talente des Deutschen Tennis-Bundes, aber „bei den Männern ist es nicht möglich, als U-14-Spieler körperlich mit den Erwachsenen mitzuhalten“, sagt Momeni.

Lob für Organisatoren

Ein Wiedersehen gibt es mit dem Sieger der ersten Mainz-Open-Auflage, dem Berliner Osman Torski, derzeit die deutsche Nummer 165 und die Nummer zwei der Setzliste. Das Mainzer Turnier war „eines der besten Turniere, die ich je gespielt habe“, sagt der

Titelverteidiger und lobt die „besondere Atmosphäre, eine sehr gute Organisation, die Bewirtung war ausgezeichnet, die Stimmung war großartig, und auf der Anlage waren recht viele Zuschauer“.

Solche Urteile freuen die Ausrichter selbstverständlich ganz besonders. „Und das waren durchgängig die Rückmeldungen, die wir erhalten haben“, sagt Urs Kern. „Die Organisation und der Umgang mit den Spielern wurden von allen gelobt.“